Was ist Pickert und woraus besteht er?

Der „Pickert“ ist das Nationalgericht der Ostwestfalen und angrenzenden Regionen. Es ist ein Hefeteig aus rohen, geriebenen Kartoffeln, ohne Zuckerzugabe, mit und ohne Rosinen. Man backt ihn löffelweise in der Pfanne oder in der Kastenform im Backofen. Klassisch gegessen wird er mit Ziegenbutter oder gesalzener Landbutter, Zuckerrübensirup oder lippischer Leberwurst.

Und wie schmeckt „Pickert“?

Püfferchen ?,wie Pofertjes ?, wie Pfannkuchen?, Pizza?, Plinis?, Struven?, Kartoffelpuffer?, Plinsen?, Maultaschen?, Kartoffelpfannkuchen?, bayerische Dampfnudeln ?, Omelette ?,

Nein, das alles ist er nicht,–und sie sind nicht gefüllt und sie werden nicht gefüllt.
Der Geschmack eines leckeren „Pickert“ entsteht durch die Wahl guter Zutaten aus der Region, die richtig aufeinander abgestimmt sind. Jede alteingessene Familie hat da ihr eigenes Rezeptur, die weitervererbt wird. Auch die Ausbacktemperatur spielt eine entscheidende Rolle für den Geschmack. Hat die Pfanne eine zu niedrige Temperatur, saugt sich der „Pickert“ voll Fett und ist schwer bekömmlich. Ist die Temperatur zu hoch, verbrennt er von außen und innen ist noch roh.

Die Geschichte vom Pickert

… vor langer Zeit, zwischen Teutoburger Wald, Eggegebirge und Lipperland eine große Familie mit vielen hungrigen Kindern, Mutter, Vater, Oma, Opa und unverheiratetem Onkel.
Sie lebten in einem kleinen Kötterhaus, auf einem großen Hof. Das Häuschen teilten sie noch mit zwei Ziegen und einem Schwein. Sie waren so arm, dass der Vater jedes Jahr im Frühjahr loszog um bis zum Wintereinbruch, in Holland Ziegel zu brennen. Die Mutter kümmerte sich um die Kinder, Haus und Garten, denn zu dem Kötterhäuschen gehörten auch 1 Morgen Land ( 2500 qm). Alle Kinder mussten helfen, auch Oma, Opa und Onkel.

Opa schnitt Birken- und Weidenreisig um im Winter Besen binden zu können. Die tägliche Suppe musste gekocht werden und sollte auch mindestens 2 Tage reichen. Mutter verdiente sich ein Zubrot als Tagelöhnerin und hackte Runkeln, grub im Herbst Zuckerrüben aus und sammelte Kartoffeln. Abends, bei Kerzenlicht wurde Leinen gewebt für die Leineweber Kaufleute aus Bielefeld. Doch jede Woche Samstags nachmittags wurden alle für ihre Mühsal und Entbehrungen belohnt, mit einem neuen von der Mutter erfundenen leckeren Essen. Und das ging so:

  • 2 Schüppen Buchweizenmehl, 10 dicke Kartoffeln,
  • 1 walnußgroßes Stück Geest (Hefe), etwas Salz, 8 Eier, Ziegenmilch,
  • soviel bis der Teig schwer vom Holzlöffel reißt.
  • Die Kartoffeln wurden gerieben. Der Hefeteig wurde angerührt und ordentlich mit der Hand im Brottrog geschlagen. Dann musste er in Ruhe aufgehen, in etwa bis zur doppelten Größe.
  • Jetzt konnten die geriebenen Kartoffeln untergemengt werden, wieder musste der Teig gehen.

Inzwischen hatte der Onkel die Aufgabe den Ofen anzuheizen. Die Ofenplatte wurde mit einer Speckschwarte eingerieben und der Teig darauf verteilt. Zum Umdrehen des gestockten Teiglings nahm man ein flaches Holzbrett, das vorsichtig unter den Teigling geschoben wurde, denn er klebte fest. Das Aufnehmen des Teiges war eine Kunst, auf Plattdeutsch, das „Pick uppen“. Dadurch entstand der Name Pickert.

Jetzt roch das Haus lecker nach Pickert, dazu brauchte man nicht rufen. Alle waren da und warteten und auch die Nachbarn kamen. Der Pickert, Stolz aller Mütter, wurde mit Ziegenbutter und selbstgekochtem Zuckerrübensirup gegessen. Kam der Vater vom Ziegelbrennen nach Hause, meist im beginnenden Winter, wurde das Schwein geschlachtet und dann es gab die leckere Leberwurst dazu. Der Krämer, der alle paar Wochen mit seiner Kiepe vorbeischaute, ob es was zu handeln gab, freute sich besonders, wenn er eingeladen wurde. Er verbreitete das tolle Rezept, indem er es von Dorf zu Dorf trug. Doch irgendwann wurde wie bei „stiller Post“ die Hefe vergessen. So wird in den ostwestfälischen Randgebieten, Lappen-Pickert gegessen. Oder der Pickert wurde in eine Kastenform gegeben und hieß dann Kasten-Pickert, so konnten man ihn in Scheiben schneiden und nach Bedarf in der Pfanne rösten. Er hatte also eine höhere Haltbarkeit.

Jetzt als Backmischung, auch von einer armen Bäuerin erfunden, kann auch der Rest der Welt von dem leckeren Gericht verzaubert werden. Eine große Chance für die ganze Region.

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